Zuordnung der Verbissverursacher

Triebtätern auf der Spur

ein Vortrag von Dieter Immekus zum Thema „Zuordnung der Verbissverursacher„

Rückblick auf den Vortrag von Dieter Immekus bei der Hegeschau 2025

Im Rahmen der diesjährigen Hegeschau der Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen sprach Dieter Immekus in einem hochinteressanten Vortrag über ein Thema, das Jägerschaft, Waldbesitzer und Forstleute gleichermaßen betrifft: das bayerische Verbissgutachten. Mit dem provokanten Titel „Triebtätern auf der Spur“ rückt Immekus nicht etwa das Verhalten von Wildtieren in den Fokus, sondern die Art und Weise, wie ihre Einflüsse auf die Waldverjüngung bislang dokumentiert und bewertet werden.

Kritik am Verbissgutachten: Wer verursacht was?

Alle drei Jahre erstellt der Freistaat ein Vegetationsgutachten, das den Zustand der Verjüngungspflanzen in unseren Wäldern bewerten soll. Grundlage dafür sind vor allem Verbissprozente an Leittrieben – eine Methodik, die laut Immekus erhebliche Schwächen aufweist:

• Die ursächliche Zuordnung der Schäden erfolgt oft pauschal an das Schalenwild, insbesondere Rehwild. Andere mögliche Verursacher wie Hasen, Mäuse, Wildschweine oder Eichhörnchen werden systematisch ignoriert.
• Die Aussagekraft über den tatsächlichen Zustand des Waldes bleibt gering, da kurzfristige Momentaufnahmen dominieren. Das Gutachten sagt kaum etwas über die langfristige Entwicklung und Dynamik der Bestände aus.
• Wissenschaftliche Verfahren wie DNA- und PCR-Analysen zur präzisen Ermittlung der Verbissverursacher werden bisher nicht genutzt – obwohl sie objektive Daten liefern könnten.

Das Traktverfahren: Ein alternativer Weg zur Bewertung der Waldverjüngung

Als Antwort auf die Schwächen des bestehenden Systems stellte Immekus das sogenannte Traktverfahren vor – eine praktikable, transparente und langfristig ausgerichtete Methode zur Beobachtung der Waldverjüngung. Die Vorteile:

• Es wird nicht nur der Verbiss erfasst, sondern auch die Entwicklung der Pflanzen – insbesondere Pflanzendichte und Höhenzuwachs über mehrere Jahre.
• Der Fokus liegt auf der Frage: Wächst der Wald tatsächlich heran? Ein einmal verbissener Leittrieb bedeutet nicht zwingend, dass die Pflanze nicht weiterwächst.
• Waldbesitzer können ihre eigenen waldbaulichen Ziele definieren und mit den aufgenommenen Daten abgleichen – unabhängig von pauschalen Prozentwerten staatlicher Gutachten.
• Diskussionen über „kritische Verbisswerte“ werden damit entschärft: Wenn sich der Bestand trotz Verbiss gut entwickelt, ist das Ergebnis als positiv zu bewerten.

Das Verfahren ist einfach umzusetzen: Mit Maßband, Markierungsfarbe und Aufnahmebögen wird eine Fläche über Jahre hinweg regelmäßig dokumentiert. Die Daten lassen sich leicht mit Excel auswerten und liefern so eine objektive Grundlage für Entscheidungen im Revier.

Fazit der Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen

Mit seinem Vortrag hat Dieter Immekus eindrucksvoll gezeigt, dass eine differenzierte, praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Betrachtung des Waldes möglich ist – und notwendig bleibt. Das bayerische Verbissgutachten mag einen Beitrag leisten, ist jedoch kein vollständiges Bild des Zustandes unserer Wälder.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Immekus für seinen fachlich fundierten und gleichzeitig engagierten Vortrag. Sein Vorschlag zum Traktverfahren bietet eine wertvolle Anregung, wie mehr Objektivität und Eigenverantwortung in die forstliche Praxis zurückkehren können – zum Wohle von Wild, Wald und Waldbesitzern gleichermaßen.

📺 Vortrag auf YouTube ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=yweE6wRURN4&t=175s

📞 Kontakt für Rückfragen und Hilfe:
Dieter Immekus, Tel. 08383-7350

Quellen: Traktverfahren